Johann-Hinrich-Wichern, Lübeck Heinz Dieter Kinnert erhält das Ansgarkreuz der Nordkirche

Heinz Dieter Kinnert aus der Lübecker Johann-Hinrich-Wichern Gemeinde bekommt das Ansgarkreuz der Nordkirche für sein ehrenamtliches Engagement. Copyright: Ines Langhorst

Fast 50 Jahre ist Heinz Dieter Kinnert (72) ehrenamtlich für die Kirche unterwegs und gestaltet in Lübeck nicht nur auf Gemeindeebene die Kirche von Morgen mit. Für dieses Engagement bekommt er am Sonntag, 30. September 2018 das Ansgarkreuz.

"Mit großem Herzen und Sachverstand"

„Die Verleihung des Ansgarkreuzes ist eine kleine Geste des großen Dankes an Menschen, die sich mit Leidenschaft und Beständigkeit für ihre Gemeinde oder ein Arbeitsfeld einsetzen“, sagt Lübecks Pröpstin Petra Kallies. Sie wird die höchste Auszeichnung für Ehrenamtliche der Nordkirche im Gottesdienst in der Johann-Hinrich-Wichern-Kirche, Andersenring 29, Lübeck übergeben. Beginn ist um 11 Uhr. Im Anschluss gibt es einen Empfang im Gemeindehaus. „Ich freue mich, dass wir das Ansgarkreuz an Heiner Kinnert verleihen: Moislinger durch und durch, mit großem Herzen und Sachverstand. In den vergangenen neun Jahren hat er darüber hinaus auch im Kirchenkreisrat Verantwortung übernommen. So ein Engagement ist aller Ehren wert! Ich wünsche Herrn Kinnert auch weiterhin viel Segen für all sein Tun.“

Familienarbeit, Chor, Kirchenvorstand

Familienarbeit in der Johann-Hinrich-Wichern-Gemeinde in Lübeck-Moisling. Damit hat alles angefangen. „Ich war eben hergezogen, da kam ich über den Kindergarten mit dem Diakon der Gemeinde in Kontakt“, erinnert sich Heinz Dieter Kinnert zurück. Die Wichern-Kirche im Andersenring war eben fertig. Die Angebote der Familienarbeit im Gemeindezentrum Mühlenweg hat Heinz Dieter Kinnert nicht nur selbst genutzt sondern schnell auch mit gestaltet. Er war mittendrin, als Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre aus dem alten Dorf Moisling in kurzer Zeit ein großer Stadtteil Lübecks wurde. „Es gab einen großen Bedarf einander kennenzulernen“, so Kinnert. Viele Geflüchtete, die der zweite Weltkrieg und seine Folgen nach Lübeck gebracht hat, suchten in Moisling ihr neues Zuhause. Er, der Fernmeldehandwerker, war ebenfalls gerade in die Dienstwohnung der Post gezogen. Etwa 16000 Menschen zogen in Lübecks Westen an die Trave, allein 12000 Menschen gehörten zur Kirchengemeinde. “Ich bin hier irgendwie hängen geblieben”, sagt Kinnert heute. Mal näher dran, mal weiter weg. Im Chor hat er den Bass verstärkt, ist in den Kirchenvorstand gewählt worden, macht den Gemeindebrief, sitzt in Ausschüssen. “Leitung liegt mir eigentlich nicht. Ich bin lieber in der zweiten Reihe und habe die Übersicht”, sagt Heinz Dieter Kinnert.

Konflikte brauchen Lösungen

Und er blickt immer nach vorn. Er ist ein Mann der klaren Worte, legt Konflikte auf den Tisch mit dem Ziel, eine Lösung zu finden. Und er liebt Struktur. Als die Lübecker Gemeinden vor gut zehn Jahren zum Sparen angehalten wurden, hat er geschaut, wie das gehen kann, ohne auf Menschen und Gebäude zu verzichten. Zwar wurde die Stelle des hauptamtlichen Küsters gestrichen. Auf den Küsterdienst aber verzichtet die Gemeinde nicht. Er wird ehrenamtlich organisiert. Auch die drei Gemeindezentren in Moisling gehören der Gemeinde noch immer. Zwei davon nutzt die Gemeinde selbst. Das Dritte ist vermietet. Darum kümmert sich Heinz Dieter Kinnert und sorgt unter anderem durch seinen Einsatz dafür, dass die Gemeinde durch die Mieteinnahmen finanziell handlungsfähig ist.

Haupt- und Ehrenamt auf Augenhöhe

Seit knapp zwei Jahrzehnten arbeitet er ehrenamtlich im Kirchengemeinderat mit. Mittlerweile ist er der zweite Vorsitzende und steht mit Pastor Christian Gauer nun doch in der ersten Reihe der Gemeindeleitung. “Pastor Gauer und ich ergänzen uns gut. Er hat viele Ideen für die Gemeinde und ist sehr kreativ. Das Wichtigste aber ist: Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen”, sagt Kinnert.

„Lebendiges Inventar“ - Das ist so ein Wort. Und dann fallen einem Menschen ein, da passt es einfach im allerbesten Sinne,” sagt Pastor Christian Gauer über Heinz Dieter Kinnert. Er habe einen festen Platz in der Wichern-Gemeinde gefunden und sei seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken. “Einer, der nicht nur redet sondern mitanpackt, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält, sondern sich beteiligt. Das ist er. Und so schätzen wir ihn”, so Gauer.

Über Gemeindegrenzen aktiv

Auch über die Gemeindegrenzen hinaus hat er sich ehrenamtlich eingebracht: Acht Jahre TelefonSeelsorge Lübeck sind nur ein Beispiel. Die Fusion der beiden ehemaligen Kirchenkreise Lübeck und Lauenburg zum heutigen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg sowie das Entstehen der Nordkirche hat Kinnert als Synodaler miterlebt und gestaltet. Für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg hat er im Kirchenkreisrat mitgedacht, entschieden und Verantwortung getragen sowie im Ausschuss der Jugendstiftung des Kirchenkreises gesessen.

Fünf Jahrzehnte Ehrenamt: Warum?

Bei so vielen Stunden über fast fünf Jahrzehnte fragt man sich: Warum macht Heiner Kinnert das? “Das sind die kleinen Momente, in denen ich Gänsehaut bekomme”, sagt er. Etwa wenn in der Wichern-Kirche Konfirmation gefeiert wird. Oder an Heilig Abend die „nervösen“ Jugendlichen so selbstverständlich aufstehen und das Vaterunser mitsprechen”. Das berührt den Mann der klaren Worte und Strukturen sehr. Und damit die Wichern-Kirche auch in Zukunft ein Ort bleibt, an dem das möglich ist, macht  er weiter. So gut wie möglich möchte er die Gemeinde aufstellen, damit es in Moisling weiter geht, wenn er selbst irgendwann sein Ehrenamt in diesem Umfang beendet.